Saisonalität im Garten bewusst nutzen und gestalten

Ein Garten kann nur im Sommer schön sein? Von wegen! Pflanzt und pflegt man seinen Garten im Rhythmus der Jahreszeiten, kann man sich das ganze Jahr über an verschiedenen Kunstwerken der Natur erfreuen: Im Frühjahr die ersten Knospen, im Sommer ein Blütenmeer, im Herbst das leuchtende Farbenspiel der Blätter und im Winter die stille Schönheit der ruhenden Natur. 

Michael Engler ist selbständiger Landschaftsarchitekt am Zürichsee und hat sich auf biodivers ausgerichtete Gärten spezialisiert. Er sieht in jedem Garten das Potenzial, ein nachhaltiges Ökosystem zu werden, das das ganze Jahr über funktioniert. Dabei betont er die Wichtigkeit der Saisonalität. «Ein Garten, der nach den Jahreszeiten geplant ist, zeigt die natürlichen Abläufe der Natur und bietet das ganze Jahr über echte Vorteile für die Umwelt», sagt Engler. Er empfiehlt, eine breite Palette an Pflanzen zu verwenden, die zu verschiedenen Zeiten im Jahr ihre Höhepunkte haben.

Frühblüher wie Krokusse und Schneeglöckchen sorgen im Frühjahr für Farbe, während Lavendel und Sonnenhut im Sommer blühen. Im Herbst sorgen dann Pflanzen wie etwa der Ahorn durch seine Herbstfärbung oder Astern durch ihre Blüten für Farbe. Ausserdem haben manche Pflanzen im Winter interessante Formen oder tragen Früchte, die Vögeln als Nahrung dienen. «Wir schätzen jede Phase im Lebenszyklus einer Pflanze. Im Winter, wenn die Sträucher kahl sind, glitzert beispielsweise der Reif wunderschön auf den Ästen», so Landschaftsarchitekt Engler. Aus diesem Grund vermeidet er den Rückschnitt der Pflanzen im Herbst und lässt stattdessen die natürlichen Strukturen der Pflanzen stehen. Das Zurückschneiden erfolgt erst im Frühling, damit die Insekten über die kalten Monate in den Pflanzenresten und im Laub sicheren Unterschlupf finden.

Der Gartenprofi rät zudem, die Wahl der Pflanzen sorgfältig auf den Standort abzustimmen. «Boden und Standort bestimmen, welche Pflanzen gedeihen können. Allein um den Zürichsee verändert sich das Klima stark. Durch den Klimawandel haben wir in der Schweiz mittlerweile mehr Wärmetage und finden teils mediterrane Bedingungen vor.» Je nach Lage kann es nachhaltiger sein, auf nicht einheimische, dafür standortgerechte Pflanzen auszuweichen, da sie kompatibler für den Standort sind als einheimische Arten. Bei ausländischen Pflanzen ist zu beachten, dass es sich um nicht invasive Setzlinge handelt, die keine heimischen Pflanzen verdrängen. Im Idealfall stammen sie aus transparenten Produktionen aus der Region oder Umgebung. Eine Standortanalyse und Beratung durch einen Profi sind hier sinnvoll.

Ein Garten, der mit den Jahreszeiten lebt, zeigt uns, wie wunderbar die Natur das ganze Jahr über sein kann. Michael Engler ermutigt alle Gartenbesitzerinnen und Gartenbesitzer, sich von der Natur inspirieren zu lassen und eine grüne Oase zu schaffen, die das ganze Jahr lang leben darf. So wird Ihr Garten zu einem Ort, der Pflanzen, Tiere und Menschen gleichermassen willkommen heisst.